„[…] Dem Eduard-von-Winterstein-Theater Annaberg-Buchholz gelingt ein Wurf mit einer vergessenen Oper: „Falstaff“ von Michael William Balfe. […]“
„[…] Bachmann und seine Musiker im wieder gefüllten Graben und das ausgesprochen spielfreudige und zwischen großem Belcanto und stolperfreiem italienischen Parlando mühelos wechselnde Bühnenpersonal werfen sich mit Lust in das Komödienfeuerwerk das mit sicherem Instinkt für das richtige Timing als zirzensische Show Fahrt aufnimmt. Bei den vokalen Hochseilnummern ist der junger Russe Wjatscheslaw Sobolev mit seiner obendrein schön timbrierten (Höhen-)Sicherheit als Fenton eine Sensation. Pures Spiel- und Stimmvergnügen bieten aber auch alle anderen. Neben Maria Rüssel als seiner Annetta glänzen der Falstaff mit der blau gefärbten Haartracht László Varga und Jason-Nandor Tomory als sein direkter männlicher Gegenspieler Ford […] und Bettina Grothkopf als dramatisch auftrumpfende Mrs. Ford. Alle zentralen Protagonisten hat Balfe mit wunderbaren Soloauftritten bedacht, in denen sie ihr Belcanto strahlen lassen können. Insgesamt ist das, was Balfe inspiriert von rossinischem Tempo, Donizettis Belcanto und gelegentlicher Verdi-Vorahnung zu etwas Eigenem gemacht hat, pures Vergnügen. […] Fazit: Unbedingt anschauen! […]“
Freie Presse Kultur | Dr. Joachim Lange | 19.09.2022
„[…] Balfes „Falstaff“ wurde überdies die erste Produktion einer Oper am Haus in italienischer Originalsprache. Seine Adaption punktet mit einer schon unverschämt lustvollen Italianitá ungefähr auf dem Stand von Donizettis „Liebestrank“. Jede der Hauptpartien hat ihre große, meist mehrsätzige Arie mit Fiorituren und Spitzentönen an erwartbaren Stellen. […]“
„[…] Die Schauspielerin Nadja Schimonsky übernimmt für das Sängerensemble alle gestrichenen Rezitative. Sie zitiert aus Mosenthals „Lustige Weiber“-Textbuch für Nicolai, taucht Hiebe- und Triebe-Argumente in emotionale Prosa, Verse und Moderatricen-Slang. Der schöne Will(iam) sorgt auch für den poetischen Überbau in Shakespeare’schen Dimensionen. Akrobatisch und klug ist das. […]“
„[…] Im Ensemble des Winterstein-Theaters finden sich wahre Perlen an Komödiantik, Witz und Aktionslust. […] László Varga in der Titelpartie, Jason-Nandor Tomory als Ford mit sehr wirkungsvoller Klagearie sowie der als Harlekin mit Kopfstimme in zirzensische Wunderhöhen vordringende Fenton von Wjatscheslaw Sobolev haben nicht Bauch, sondern Eleganz und bringen schöne vokale Feinheiten in Balfes mitunter sehr direkte Melodiegebung. Das bisher noch nicht in italienischer Diktion und noch selten in Belcanto-Grammatik geschulte Ensemble macht seine Sache beeindruckend gut. Manchmal – wie im Duett von Annetta Page (Maria Rüssel) und Fenton, wenn sich das Paar umkreist wie Artisten im Luftraum – hört man sogar das Glitzern der sprichwörtlichen Belcanto-Träne. […]“
Die Deutsche Bühne | Roland H. Dippel | 18.08.2022
„[…] Nach dieser Ausgrabung sollte man umdenken: Balfes „Falstaff“ – so wie in Annaberg-Buchholz vorgeführt – scheint Otto Nicolais biedere „Lustige Weiber“ in den Schatten gestellt zu haben. Was aber in Annaberg-Buchholz am meisten erfreut und verblüfft, ist die musikalische Perfektion und Energie, mit der die Erzgebirgische Philharmonie Aue unter Jens Georg Bachmann aufspielt. Auch das Ensemble, das mit viel Spielfreude und Zirkusakrobatik agiert, schein im italienischen Belcanto geradezu zu Hause zu sein. […]“
„[…] Besonders gefeiert wurde Wjatscheslaw Sobolev, der direkt von der Hochschule für die kleinere, aber überaus anspruchsvolle Tenor-Rolle des Fenton gewonnen wurde, und mit Bravour über das hohe C hinaus brillierte. Nicht weniger eindrucksvoll sind Laszlo Varga in der Titelrolle, Bettina Grothkopf als Rosa Ford, Jason Nandor Tomory als ihr Mann sowie als die junge Annetta in ihrer Liebesleidenschaft auf dem Trapez: Maria Rüssel. […]“
MDR Klassik | Dr. Bernhard Doppler | 18.09.2022
„[…] Nun muss man dazu sagen, dass die Inszenierung toll gearbeitet ist. Sie (das Ensemble) spielen alles super, da sind echte Figuren auf der Bühne und jeden, der immer noch behauptet, Sänger würden am liebsten an der Rampe stehen, möchte man hier nach Annaberg-Buchholz schicken, um zu sagen, stimmt überhaupt nicht, die spielen alle wunderbar. […]“
„[…] Und die Sanges-Rollen sind auch alle gut besetzt. Wir haben den Tenor ja gerade schon gehört, das ist Wjatscheslaw Sobolev, der ist wirklich großartig, tolle Höhe, macht auch was mit dem Text und er hat ein sehr schönes Duett mit seiner Geliebten. Das funktioniert wunderbar. Da gibt es immer wieder schöne Bilder, wenn sie durch die Gegend fliegen, während dieses Duetts und dabei noch toll singen. Den Falstaff habe ich schon erwähnt, aber auch die anderen machen das sehr gut. Jens Georg Bachmann dirigiert die Erzgebirgische Philharmonie Aue und das ist, muss man schon sagen, in jeder Hinsicht eine Fremdsprache für sie, dieses Repertoire zu spielen. Und hier ist seit Menschengedenken nicht mehr auf Italienisch gesungen worden. – Das machen die alle richtig gut. Es war ein sehr unterhaltsamer und schöner Abend. [...]“
Deutschlandfunk Kultur | Interview mit Uwe Friedrich | 19.09.2022
„[…] Mit gekonnter Personenführung, intensiver Einbeziehung der von Jens Olaf Buhrow und Daniele Pilato hervorragend vorbereiteten Chor-Statisten-Gruppe des Eduard- von-Winterstein-Theaters gelang es, die Agierenden miteinander in Beziehung zu bringen. Da war vieles konzentriert, bündig und schlagkräftig. […]“
„[…] Die darstellerisch souveräne und mit einem facettenreichen klangschönen Sopran als Mrs. Ford glänzende Bettina Grothkopf zerschlug bereits mit ihrer Auftrittsarie die Shakespeare’sche Männerphalanx, indem sie sechs Statisten einer „Freiheitsdressur“ unterzog. Mit dem genialen Einfall, Frauen in Männerkleidung und Männer in Frauengarderobe auftreten zulassen, war diese Orientierung weiter gestützt. […]“
„[…] Es war immer lustig und es war immer etwas los auf der kleinen Bühne. Selbst als Wjatscheslaw Sobolev die teuflisch hochgelegte, über das hohe-C hinaus gehende Tenorarie des Fenton schmetterte, lockerte das Felsenstein-Pferd die sentimentale Stimmung auf. Auch wenn Fenton und Annetta im Liebesduett gefühlsmäßig im siebten Himmel sind, wurden Mittel der Luftakrobatik eingesetzt. Dank des häufigen Szenenbeifalls entstand stellenweise sogar der Eindruck einer Nummernrevue. […]“
„[…] Bettina Corthy-Hildebrandt singt und spielt mit der ganzen Palette ihrer Erfahrungen, so dass sie als Mrs Quickly mit Bravour überzeugte. Der Chor-Bassist Jinsei Park komplettierte als Mr. Page die Ensembleleistung. […]“
„[…] Die Musiker der Erzgebirgischen Philharmonie sicherten neben einer ausgereiften Sängerbegleitung eine berückende sinfonische Ausmalung der Partitur zur Geltung. […]“
ioco.de – Kultur im Netz | Thomas Thielemann | 19.09.2022
„[…] zumal die Komödianten auf der Bühne in Sachen Einsatzfreude und unbekümmerter Spiellaune so manches Glamourevent ziemlich schal aussehen lassen. […]“
„[…] Ungetrübtes Vergnügen bereitet die Musik Michael Balfes, zumal sich Jens Georg Bachmann und die Erzgebirgische Philharmonie erfolgreich um leichten Klang und saubere Intonation bemühen. […]“
„[…] Für den Kitt zwischen den Musiknummern sorgt ein Zirkusdirektor: Nadja Schimonsky, wunderbar schauspielernd, spricht handfest humorvolle Sentenzen, auch poetische Texte von Shakespeare, liest den Brief Falstaffs an die drei „lustigen Weiber“ als Melodram und zieht fast wie im „Cabaret“ den roten Faden der Handlung. So geraten die knapp drei Stunden zu einem launigen Abend voll anregender Entdeckungslust, der am 29. Dezember noch einmal zur Besichtigung freigegeben ist. […]“
OnlineMerker | Werner Häußner | 14.10.2023
„Abwechslung vom Opernallerlei und dann noch etwas Erbauliches fürs Gemüt? Wer das sucht, der fahre nach Annaberg-Buchholz. […]“
„[…] Ganz in der Belcanto-Tradition Donizettis und Bellinis komponierte er [Balfe] es als Vehikel für die damaligen Superstars Grisi, Rubini, Lablache und Tamburini. Was die enormen stimmlichen Ansprüche der Partien erklärt, die hohe Tessitura, die geforderte Agilität und Virtuosität, die Läufe und Verzierungen.
Es fordert Respekt ab, wie das Ensemble in Annaberg-Buchholz diese vokalen Schwierigkeiten bewältigt. […]“
„[…] Von der elektrisierenden Ouvertüre an setzt Generalmusikdirektor Jens Georg Bachmann auf Drive und hält das mitreißende Tempo mit der Erzgebirgischen Philharmonie Aue bis zum Schluss durch. Die musikalische Turbulenz überträgt Christian von Götz kongenial in seine Inszenierung. […]“
Orpheus | Karin Coper | 05/2022
„[…] Über drei Stunden Spieldauer hinweg präsentiert sich das als Harlekins, Akrobaten und Clowns antretende Ensemble mit bezwingendem Spielwitz, wirft sich mit staunenswerter Hingabe in dieses zirzensische Gag-Feuerwerk. […]“
„[…] Unterstützt wird das Sängerensemble dabei von der hellwach und reaktionsschnell agierenden Erzgebirgischen Philharmonie Aue unter der Leitung von Jens Georg Bachmann. [...]“
Opernwelt | Werner Kopfmüller | 11/2022